Schon länger habe ich eine zwiespältige Einstellung gegenüber „der Cloud“.
Manche würden wohl sogar sagen, das hätte ich schon immer gehabt. Allerdings
meine ich, dass ich „die Cloud“ bis vor etwa zwei Jahren eher ganz abgelehnt
habe. (Unter „Cloud“ verstehe ich jetzt nur das Ablegen auf Servern von fremden
Anbietern, insbesondere solchen bei denen ich nichts dafür zahle.)
Wie ich angefangen habe „die Cloud“ zu nutzen
Eine gewisse Akzeptanz für „die Cloud“ habe ich mit meinem Android-Telefon
gewonnen. Wahrscheinlich gar nicht weil es besser war, aber es war wunderbar
bequem Kontakte und Kalender bei Google abzulegen. Zuvor hatte ich hierfür vor
allem SyncML
benutzt, das auf meinem eigenen Server installiert war.
Mit der Zeit kamen weitere Dienste von Google dazu, die ich genutzt habe: Google Plus, Google News, Google
Reader, Google Talk, Blogger und ja sogar Google
Analytics.
Versuche Dienste wieder verstärkt auf meinem eigenen Server zu hosten
Ein gewisses Unbehagen meine Daten anderen anzuvertrauen, die irgendwie
versuchen müssen damit Geld zu machen hatte ich auf jeden Fall aber. Seit
vielleicht einem halben Jahr versuche ich deswegen beispielsweise wieder von
Blogger weg zu kommen und eine Weblogging-Software auf meinem eigenen Server zu
betreiben. Standard hierfür ist wohl WordPress. Allerdings ist dies in PHP geschrieben und der
Server auf dem ich meine Sites laufen habe hat keine PHP-Runtime. Ich möchte
eigentlich etwas in Java, weil ich damit sehr gute Erfahrungen habe was
Beständigkeit, Administrierbarkeit und Skalierbarkeit habe. Ich arbeite deswegen
mit Apache Roller.
Testweise habe ich auch ein Blog darauf laufen und schon ein paar Bugreports (ROL-1958, ROL-1956, ROL-1955, ROL-1952) abgegeben. So richtig rund ist die Sache für mich
aber noch nicht: es fehlt mir die Möglichkeit mit sehr vielen Clients auf
unterschiedlichen Plattformen darauf zugreifen zu können. Und ein hübsches Theme
muss ich mir auch erst selbst basteln.
Noch schlimmer: ich habe mir vor ein paar Tagen sogar noch ein neues Blog bei
Blogger angelegt und Inhalte einer bestehenden Website darauf konvertiert. Der
Hintergrund ist, dass ich von meinem nächsten Segelurlaub aus per
Android-Tablett offline Texte erstellen und dann wenn ich wieder Internet habe
posten können möchte. Mit Blogger kein Problem, für Roller dagegen habe ich
keinen passenden Client gefunden.
Google Reader wird eingestellt
Heute nun logge ich mich wie jeden Morgen in Google Reader ein um nachzusehen
was sich in den von mir gelesenen Blogs so getan hat. Sofort poppt eine
Nachricht von Google auf, dass Reader zum 1. Juli 2013 einstellt. Wirklich
überraschend kam das zwar nicht. Gerechnet hatte ich irgendwie schon damit.
Trotzdem hat mir das bewusst gemacht, wie sehr ich mich doch schon von solchen
Produkten abhängig gemacht habe. Wie soll ich mir sicher sein, dass beim
nächsten Mal nicht Blogger oder Talk abgeschaltet wird?
Konsequenzen für mich
Eines ist klar: ich will wieder mehr darauf achten meine Daten selbst auf meinem
eigenen Server zu haben. Klar ist mir aber auch, dass ich nicht für jeden
„Cloud“-Dienst sofort einen funktionierenden Ersatz habe. Ich habe für mich
deswegen die folgenden Regeln aufgestellt:
- es ist okay einen Dienst in „der Cloud“ erst mal auszuprobieren und zu
nutzen,
- „die Cloud“ ist prima damit ich mir anschauen kann was man so machen kann
und ich mir nicht für alles sofort selbst eine Software installieren muss,
- aber wenn ein Dienst für mich beginnt wichtiger zu werden (oder besser noch
davor), dann muss ich mir eine Alternative suchen, die ich selbst betreiben
kann,
- ein „Cloud“-Dienst ist keine Dauerlösung für eine meiner
Problemstellungen,
- eine Funktion aus mehreren Diensten zusammen zu setzen ist besser als ein
Dienst, der alles integriert (ich kann die einzelnen Komponenten dann auch
einzeln durch etwas bei mir ersetzen),
- einen Dienst für den ich angemessen bezahle ist besser als etwas
werbefinanziertes (ich/meine Daten sind nicht die Ware, die verkauft wird,
sondern ich bin der Kunde),
- meine Technologiewahlen sollen berücksichtigen, dass andere mit mir
interagieren können, ohne dass sie auf einen speziellen Dienst angewiesen sind
(z.B. RSS-Schnittstelle statt Google+/Facebook, XMPP statt ICQ/WhatsApp/Skype)
und
- alles läuft auf Adressen (Domains), die mir gehören und die ich auch mit
etwas anderem bestücken kann (z.B. keine Freemail-Adressen für E-Mail).
Nachtrag 20. März 2013, 13:51
Ähnliches Thema, interessanter Artikel:
„Nochmal: ‚Dein’ Facebook gehört dir nicht!” von Dr. Kerstin Hoffmann
http://www.kerstin-hoffmann.de/pr-doktor/2013/03/19/nochmal-dein-facebook-gehort-dir-nicht/